Jugendfeuerwehr München holt Silber

Der Landeswettbewerb der Jugendfeuerwehr Bayern nach CTIF war für eine Gruppe Jugendlicher ein großer Erfolg. Es konnten das Wettbewerbsabzeichen auf Landesebene in Silber und 983 Punkte in der Landeswertung erreicht werden.

Seit Jahren werden in der Jugendfeuerwehr München die Jugendflamme, der Wissenstest sowie die bayerische und deutsche Jugendleistungsspange abgelegt. Eine Gruppe der Jugendfeuerwehr München Bereich West wurde Anfang 2018 auf ein weiteres Leistungsabzeichen aufmerksam.

Landesleistungsbewerb der Jugendfeuerwehr nach CTIF hieß die neue Herausforderung. Das CTIF (Comité Technique International de prévention et d’extinction du Feu; deutsch: Internationales technisches Komitee für vorbeugenden Brandschutz und Feuerlöschwesen) ist eine internationale Organisation zur Förderung der weltweiten Zusammenarbeit zwischen Feuerwehrmitgliedern und weiteren Experten im Feuerwehr- und Rettungswesen. Sie legen für Wettbewerbe internationalen Charakters einheitliche Reglements zur Durchführung der Wettbewerbe fest.

Die Jugendfeuerwehr Bayern veranstaltet alle zwei Jahre diesen Bewerb auf Landesebene in dem sich alle Jugendfeuerwehren Bayerns in zwei Disziplinen messen können. Im Jahr 2018 sollte der Wettbewerb in Röthenbach a.d. Pegnitz im Nürnberger Land stattfinden.

Die Idee

Unter den Jugendlichen des Gebiets West fanden sich rasch Interessenten, die eine Wettbewerbsgruppe bilden wollten. Immerhin hatte die Jugendfeuerwehr München noch nie an einem derartigen Bewerb teilgenommen. Im Falle einer erfolgreichen Teilnahme würden alle Mitglieder der Wettkampfmannschaft als erste in München berechtigt sein, das besondere Wettbewerbszeichen des Landesleistungsbewerbs zu tragen. Für die Wettkampfmannschaft meldeten sich schlussendlich acht Jugendliche der Abteilung Allach, ein Jugendlicher der Abteilung Ludwigsfeld und ein Jugendlicher der Abteilung Moosach. Und so begannen die Planungen. Anders als bei altbekannten Leistungsabzeichen wie der deutschen und der bayerischen Leistungsspange wird für die Disziplinen beim Leistungswettbewerb der Jugend nach CTIF umfangreiches Material benötigt. Dieses galt es zu konstruieren, Ausrüstungsgegenstände zu beschaffen, die Anmeldeformalitäten zu klären und, nicht zuletzt, die Finanzierung zu klären. An dieser Stelle sei ein großer Dank an die Fördervereine der Abteilungen Allach, Ludwigsfeld und Moosach gerichtet, die bereits frühzeitig die Finanzierung der Teilnahme ermöglichten!

Für den Bewerb tritt jeweils eine Gruppe Jugendlicher an. Diese besteht aus einem Gruppenkommandaten, acht Jugendlichen, die die Mannschaft bilden und einem Ersatzmann, der im Falle eines Ausfalls die entsprechende Position übernimmt. Der Leistungswettbewerb der Jugend nach CTIF gliedert sich in zwei Disziplinen, den A- und den B-Teil. Der A-Teil wird auch Feuerwehrhindernisübung genannt. Dort gilt es, innerhalb der Bewerbsbahn Feuerwehr-nahe Übungen möglichst fehlerfrei und schnell abzuarbeiten. Erschwert wird dies durch Hindernisse wie einem 1,8m breiten Wassergraben, einem 0,8m hohen Hindernis, einem 6m langen Kriechtunnel und einem Laufbalken die alle überwunden werden müssen. Die Hindernisübung wird grob in zwei Teil-Gruppen abgelegt. Die erste Teilgruppe überwindet die Hindernisse so schnell wie möglich und begibt sich zu zwei Kübelspritzen im letzten Drittel der Bewerbsbahn. In Trupps à zwei Jugendlichen muss nun so schnell wie möglich mit den 10l Wasser die sich in der Kübelspritze befinden auf eine Spritzwand gezielt werden. Diese verfügt über eine 10cm Öffnung und eine Messeinrichtung, die ein optisches und akustisches Signal abgibt, sobald 5l Wasser die 10cm Öffnung der Spritzwand passiert haben. Die zweite Teil-Gruppe verlegt währenddessen nach einem festgelegten Schema eine 60m Schlauchleitung durch den Hindernisparcours. Sobald beide Teil-Gruppen ihre Aufgabe erledigt haben, gilt es noch Feuerwehrgeräte zuzuordnen und Knoten an einem Gestell anhand einer Zeichnung zu machen. Sind auch diese Aufgaben erledigt stellt sich die Gruppe im Ziel auf und gibt mittels Handzeichen die Erfüllung der Hindernisübung an. Mit dem Handzeichen wird die Zeit gestoppt. Die besten Jugendfeuerwehren im internationalen Vergleich schaffen all das in nur 42 Sekunden! Eine große Aufgabe lag also vor uns…

Der B-Teil des Bewerbs ist ein Hindernisstaffellauf. Dabei gilt es ein C-Strahlrohr, das als Staffel dient, in möglichst kurzer Zeit über eine 400m Kreisbahn ins Ziel zu bringen. Unterwegs gilt es für die Läufer verschiedene Hindernisse zu überwinden und Aufgaben zu erfüllen. So müssen eine Leiterwand mit 2m Höhe, ein Sprunghindernis und ein Kriechhindernis passiert werden. Auf drei Läufer warten Aufgaben wie einen C-Schlauch aufzunehmen und auf definiertes Feld abzulegen, einen Feuerlöscher über mehrere Meter zu tragen und auf einem definierten Feld abzustellen ohne dass dieser umfällt und eine Schlauchleitung zu legen.

Vorbereitungen

So begannen wir im März 2018 mit dem Bau der ersten Hindernisse für unser Training. Es wurden zwei Wettbewerbskonforme Spritzwände, ein Kriechtunnel und die Leiterwand händisch gebaut. Hürden waren glücklicherweise auf der 400m-Bahn, die zum Training genutzt wurde,  bereits vorhanden. Mit Hilfe der Stadtjugendleitung konnten zwei neue Kübelspritzen für das Training beschafft werden.

Als das Wetter Mitte April dann endlich frühlingshaft genug war, dass ein Training im Freien möglich wurde, begann für die Jugendlichen und die betreuenden Jugendausbilder eine stressige Zeit. Geübt und trainiert wurde nämlich zusätzlich zu den normalen Jugendfeuerwehrterminen. Einmal, manchmal auch zweimal die Woche wurden nun die beiden Wettbewerbsdisziplinen geübt. Abwechselnd trainierten wir den Staffellauf auf der 400m Kreisbahn des Olympiazentrums und die Feuerwehrhindernisübung auf einer nahegelegenen Wiese. Da unsere Trainingsmaterialen alle selbstgebaut und teilweise stark improvisiert waren muteten die Übungen teilweise etwas abenteuerlich an. Auch schien es zu Beginn unmöglich, die benötigten Zeiten zu schaffen und das auch noch ohne Fehlerpunkte. Doch je länger wie übten, je näher der Sommer kam, je heißer es bei unseren Übungen wurde, desto besser wurden alle. Der Ablauf wurde flüssiger, es passierten weniger Fehler und auch die erreichten Zeiten erlaubten ein Hoffen, dass das begehrte Abzeichen zu schaffen sei. Da die Abnahme des Abzeichens in den Pfingstferien lag, nutzen wir die Tage davor noch für intensives Training und eine Generalprobe.

Anreise und Ankunft

Am 31. Mai 2018 war es endlich soweit. Um 12.00 Uhr trafen sich alle Jugendlichen der Wettkampfmannschaft und vier Ausbilder des Gebiets West am Gerätehaus Allach zur Abfahrt. Die Fahrt nach Röthenbach a.d. Pegnitz wurde einem Logistik-LKW und einem Mehrzweckfahrzeug angetreten. Die Fahrt gestaltete sich sehr lustig. In Röthenbach angekommen wurde wir gefragt, wie lange unser Aufenthalt in Röthenbach denn dauern solle. Die Anreise mit einem LKW und das Abladen des in Gitterboxen verpackten Gepäcks sorgte für erstaunte Gesichter. Als wir das uns zugewiesene Zimmer bezogen hatten und das Gepäck und die Schlafplätze ausgepackt war, machte sich der LKW auf den Rückweg nach München. Der Abend wurde in entspannter Atmosphäre mit Spanferkel und Musik genossen. Schließlich stand am folgenden Tag bereits die erste Wettbewerbsabnahme an.

 

Erster Wettkampftag

Der kommende Morgen zeigte viele müde Gesichter. Mehrere Gastgruppen aus Österreich hatten die Nachtruhe deutlich und lautstark überzogen, so dass die Nacht leider recht kurz war. Zum Glück gab es gleich Frühstück. Frisch gestärkt wurden dann die ersten Vorbereitungen für die Wettbewerbsabnahme getroffen. Die Anmeldung der Gruppe wurde durchgeführt, die Uniform angezogen und anschließend der Weg zum Wettbewerbsplatz angetreten. Am Wettbewerbsplatz beobachteten wir die bereits startenden Gruppen. Dies stimmte uns positiv, da den Gruppen viele Fehler unterliefen und die Jugendlichen sich sicher waren, dass der Münchner Gruppe diese Fehler nicht passieren würden. Bevor es ernst wurde, gab es noch ein schnelles Mittagessen.

Anschließend ging es zum Wettbewerbsplatz. Dort musste sich die Wettkampfmannschaft erneut anmelden, es wurde die Kleidung überprüft, die Startnummern kontrolliert und ein Mannschaftsfoto gemacht. Danach wurden wir zu dem zugewiesenen Startplatz geführt. Es wurde die Bewerbsbahn für den Feuerwehrhindernislauf hergerichtet. Jede Gruppe übernimmt die Bahn immer von der vorherigen Gruppe und baut alle Geräte wieder auf die Ausgangslage zurück, somit ist jede Gruppe selbst verantwortlich sich ihren Platz ordentlich aufzubauen.

Anschließend hieß es: "Mein Kommando wird lauten: Zum Angriff fertig, Pfiff. Mein Kommando gilt. Zum Angriff fertig." Und mit dem Ertönen des Pfiffs begann die Uhr zu Laufen. Die Mannschaft bahnte sich ihren Weg durch den Parcours flott und fast ohne Fehler. Alles lief perfekt, so dass die Mannschaft den ersten Teil hochmotiviert absolvierte.

Nun ging es an den zweiten Teil, den Staffellauf. Die Startaufstellung wurde eingenommen und wieder kam die Ansage über Lautsprecher: "Mein Kommando wird lauten: Auf die Plätze, fertig los! Mein Kommando gilt. Auf die Plätze, fertig, los!" Wieder zeigten die Münchner Jugendlichen eine sehr gute Leistung. Durch einen Fehler auf der Nebenbahn führte die Münchner Gruppe sogar lange Zeit mit deutlichem Abstand. Am Ende wurde eine super Zeit von 01:24,36, und nur 5 Sekunden langsamer als die Jugendfeuerwehr Oberneukirchen, ihres Zeichens mehrmaliger bayerischer und deutscher Meister.

Insgesamt konnte sich die Wettkampfmannschaft so im ersten Lauf 983,13 Punkte sichern. Das reichte leicht um die geforderten 900 Punkte für das Abzeichen in Silber zu überbieten und war der erste Beitrag der JF München zur Landeswertung 2018. Am folgenden Tag sollte dann in Lauf 2 der Angriff auf das Abzeichen in Gold erfolgen. Doch zunächst wurde nun der restliche Tag mit Freizeit verbracht. Das örtliche Freibad ermöglichte freien Eintritt für alle Wettbewerbsteilnehmer und auch vor Ort war mit Bullriding, American Gladiator, einem Großkicker und weiteren Angeboten einiges geboten so dass keine Langweile aufkam.

Ein Wettkampfrichter hatte uns bei der Überprüfung der Kleidung am Vormittag darauf hingewiesen, dass eine Jacke unserer Wettkampfmannschaft nicht regelkonform sei. So wurde im Eilverfahren mit viel Kreativität und Improvisation eine regelkonforme Jacke genäht. Anschließend ging es zum Abendessen. Abends wurde noch ein großartiges Brilliantfeuerwerk gezündet.

Zweiter Wettkampftag

Am zweiten Morgen wachten alle deutlich erholter auf als am Vortag. Nicht nur war die benachbarte Gruppe bereits am Vorabend abgereist, auch die Müdigkeit war am vorigen Abend groß, so dass jeder schnell einschlief. Nach einem schnellen Frühstück hieß es gleich am Wettkampfplatz antreten, da der zweite Lauf bereits sehr früh angesetzt war.

Der Feuerwehrhindernislauf lief dieses Mal leider nicht so gut wie am Vortag. Es passierten viele kleine Fehler, die Zeit und Fehlerpunkte kosteten. Die noch sehr feuchte Wiese tat ihr übriges. Es war klar, dass es knapp werden würde. Entsprechend aufgeregt wurde anschließend die Startaufstellung für den Staffellauf eingenommen. Auch im Staffellauf konnte die Leistung vom Vortag nicht mehr erreicht werden, so dass es am Ende für den zweiten Lauf nur 943 Punkte gab. 960 Punkte wären für Gold nötig gewesen.

Die zunächst etwas geknickte Stimmung besserte sich rasch wieder, als allen wieder bewusst wurde, dass sie der ersten Wettkampfmannschaft der Jugendfeuerwehr München angehörten, die überhaupt dieses Abzeichen erhalten würden. Und Silber ist ja auch eigentlich ziemlich cool. Es wurde unter den Jüngeren der Mannschaft auch gleich der Plan geschmiedet, dass dies nicht das letzte Mal gewesen sei, dass man die Jugendfeuerwehr München auf CTIF Jugendwettkämpfen antreffen würde. Für einige ältere Mitglieder war es leider die letzte Möglichkeit, da sie beim nächsten Wettkampf 2020 bereits zu alt sein würden.

Siegerehrung

Schlussendlich ging es bei der großen Schlusszeremonie mit Siegerehrung mit über 600 anderen Jugendfeuerwehrlern aus 59 Gruppen erneut auf den Rasenplatz. Dort wurden die besten Mannschaften geehrt und die erreichten Leistungen vorgelesen. Kurz darauf durften wir unsere Urkunden und Abzeichen entgegennehmen. 

Zurück auf dem Zimmer wurde alles zusammengepackt und anschließend in dem inzwischen wieder eingetroffenen Logistik-LKW verstaut. Dann wurde die freie Zeit genutzt um das ordentliche Gehen zum Takt einer Kapelle zu üben. Der "Bayerische Defiliermarsch" über eine Bluetoothbox wiedergegeben sorgte für viel Spaß unter Jugendlichen, Ausbildern und unbeteiligten Zuschauern.

Nun war es Zeit, Abschied zu nehmen. Der LKW und das MZF machten sich mit einer sichtlich zufriedenen und geschafften Wettkampfmannschaft auf den Weg zurück nach München.